Bremens alljährliche Traditionen und Rituale
Die Hansestadt Bremen weist viele Traditionen und Rituale auf. Teilweise sind sie etwas kurios und gehören fest zur Stadt. Diese einzigartigen Traditionen wurden bereits vor hundert Jahren von den Voreltern und werden heute von den hiesigen Einwohnern ausgeführt.
Das Bremer Schaffermahl
Seit fast fünf Jahrhunderten findet die traditionsreiche „Bremer Schaffermahlzeit“ statt. Diese Bremer Tradition fand bereits seit 1545 zum Austausch zwischen der Schifffahrt, Industrie, Politik und dem Handel, mit unveränderten Regeln statt.
Die eigene Bremer Handelsflotte, Reedereien, ansässige Schiffbaubetriebe gehörten zum Kennzeichen der Bremer Hafenstadt. Der „Norddeutscher Lloyd“ und „DDG Hansa“, deuten auf eine hiesige Schifffahrtstradition hin.
Aus diesen Zeiten ist das alljährliche „Bremer Schaffermahl“ für Kapitäne, Kaufleute und deren Gäste entstanden und findet stets am zweiten Freitag im Februar statt.
Tradition – Domtreppen fegen für ledige Männer
Ledige Männer, die 30 Jahre alt werden, sollten nicht überrascht sein, wenn an dem Tag Verwandte und Freunde das Geburtstagskind abholen und zum Dom bringen. Denn dieses muss nach alter Tradition die Domtreppen fegen. Viele hingeworfene Kronkorken sorgen dafür, dass es reichlich zu Fegen gibt.
Damit aus diesem Brauch eine richtige Feier wird, sind stets Getränke und Musik dabei. Erst wenn eine Jungfrau bereit ist, den Feger freizuküssen, ist das Domtreppen fegen beendet. Ist keine Jungfrau auffindbar, kann es ebenso eine Frau mit dem Sternzeichen Jungfrau sein.
Tradition – Klinkenputzen für ledige Frauen
Bei Frauen kennt der Brauch zum Geburtstag ebenfalls keine Gnade. Mit der Zeit entwickelte sich das Treppenfegen zum Klinkenputzen. Hierbei müssen weibliche Unverheiratete am 30. Geburtstag die Klinken des Doms putzen, bis ein lediger Mann sie freiküsst.
Leicht gemacht wird es dem Geburtstag nicht. Die Domklinke wird mit klebrigen Dingen ein- und wieder beschmiert, damit die Betroffene beschäftigt ist und die Feier weitergehen kann.
Die Bremer Stadtmusikanten für Glücksuchende
Jedes Kind kennt das Märchen der Bremer Stadtmusikanten, in dem Esel, Hund, Katze und Hahn auf den Weg nach Bremen Räuber verjagen, um in ein besseres Leben zu finden. An der westlichen Seite des Rathauses steht seit 1953 das Denkmal der Märchenfiguren und ist ein beliebtes Ziel für jeden, der sein Glück sucht.
An der Statue sind die auffallend blanken Vorderbeine bereits erkennbar, denn das umfassen und reiben der Eselsbeine soll Glück bringen. Dabei ist es wichtig, beide Beine zu umfassen, denn in einer Bremer Redensart heißt es: ein Esel gibt ansonsten dem anderen Esel die Hand.
Jährliches Nikolauslaufen für Bremer Kinder
Am 6. Dezember ist Nikolaustag, und sobald es dunkel wird, gehen verkleidete Kinder von Geschäft zu Geschäft oder von Haus zu Haus. Es wird eilig ein weihnachtliches Lied gesungen oder ein Gedicht aufgesagt, und dafür werden die Kinder mit kleinen Geschenken oder Süßigkeiten belohnt.
Der heilige Nikolaus von Myra war der Namensgeber für das „Nikolauslaufen“. Der griechische Bischof aus dem 4. Jahrhundert war bekannt für seine Großzügigkeit. Er gilt als Schutzpatron der Kinder und Kauf- und Seeleute. Der Brauch des „Sunnerklauslaufen“ soll auf die Dom- und Klosterschülern zurückgehen, denn einer von ihnen wurde an besonderen Tagen zum Kinderbischof gewählt.
Mit dem gewählten Kinderbischof wurde dann durch die Nachbarschaften gezogen und die Kinder erhielten ebenso kleine Geschenke oder Essen.
Bremens frostige Eiswette
Seit Jahrzehnten ist die Weser nicht mehr zugefroren, dennoch hält Bremen an der „Eiswette“ fest. Es wird jedes Jahr darauf gewettet, ob am Dreikönigstag die Weser zugefroren ist oder nicht. Vor fast 200 Jahren entstand durch 18 Kaufleute diese Idee und ist seitdem jedes Jahr ein einzigartiges Ereignis.
Die Eiswette beginnt Punkt 12 Uhr und 15 schwarz gekleidete Personen starten mit einem 99 Pfund schwerem Schneiderlein an den Osterdeich. Mit einem heißen Bügeleisen prüft das Schneiderlein, ob die Weser „steht oder geht“.
Das Fest der Eiswette findet immer am dritten Samstag im Januar statt. Rund 800 Gäste feiern anschließend bei einem Kohl- und Pinkel-Essen und sammeln Spenden zugunsten der Seenotretter (DGzRS).
Bremens Kohl und Pinkel Fahrt
Die Grün- oder Braunkohlzeit beginnt in Bremen und umzu mit dem ersten Frost und damit die Saison der traditionellen Kohlfahrten. Bremer und Bremerinnen pilgern mit einem gut gefüllten Bollerwagen durch die Stadt. Dabei wird des Öfteren ein Stopp eingelegt, um ein Schnäpschen zu trinken. Nach dem Marsch wird sich dann an einer Portion Kohl mit Kartoffeln, Bauchspeck, Kasseler, Kochwurst und natürlich Pinkel gelabt. Wer sich fragt, was Pinkel ist, das ist eine geräucherte grobkörnige und gut gewürzte Grützwurst.
Bremen bietet also allerhand an Traditionen und Bräuchen, die selbst erlebt oder einfach als Zuschauer genossen werden können.